Sabriye Tenberken, die blinde deutsche Tibetologin, die vor zehn Jahren mutig eine Schule für blinde Kinder in Tibet aufgebaut und weltweit für ihre engagierte Arbeit Anerkennung bekommen hat, entwickelt mit Erik Weihenmayer, dem ersten blinden Bergsteiger und Bezwinger des Mount Everest eine fast unglaubliche Idee: mit sechs blinden Schülern eine Expedition auf den 7100 Meter hohen Lhakpa Ri im Himalaya zu wagen.
Aus Wunsch und Wagnis wird Wirklichkeit. Regisseurin Lucy Walker begleitet die vier Jungen und zwei Mädchen bei der Vorbereitung und beim schwierigen Aufstieg, gibt Einblick in ihre persönlichen Geschichten und das Schicksal von im Alltag diskriminierten Jugendlichen, die das Stigma des gesellschaftlichen Außenseiters abwerfen und mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein dem Leben die Stirn bieten. Auf dem schweren Pfad zum Gipfel durchleiden sie Grenzerfahrungen, die sie stark machen für eine ungewisse Zukunft. Trotz Abbruch wegen Wetterumschwung und Krankheiten kurz vor dem Gipfel ist die Expedition ein Erfolg für jeden Einzelnen, gibt ihm eine neue Perspektive und die Möglichkeit zur Veränderung. Der Weg ist das Ziel, die Tour eine Stufe auf dem Weg zur Selbständigkeit.
BLINDSIGHT gewann 2007 den Publikumspreis der Berlinale in der Sektion Panorama, wurde 2006 für den British Independent Film Award nominiert und wurde 2006 mit dem Publikumspreis des AFI Filmfestival Los Angeles und den Publikumspreis für den Besten Dokumentarfilm auf dem Palm Springs Film Festival 2007 ausgezeichnet.
DIE IDEE ZUM FILM
Die Idee zur Expedition entwickelt sich, nachdem Sabriye Tenberken, die Gründerin von „Braille Without Borders“ für Blinde in Lhasa, dem bekannten blinden Bergsteiger Erik Weihenmayer, der 2001 als erster Blinder den Mount Everest eroberte einen Brief schrieb, in dem sie die begeisterten Reaktionen der blinden Schüler ihres Projekts „Braille without Borders“ und deren Situation in Tibet schilderte. Nach einem ersten Gespräch mit Erik entschied sich die Produzentin Sybil Robson-Orr, aus der geplanten Expedition einen Film zu realisieren. „Erik erzählte mir, wie das Bergsteigen ihm als blindem Teenager Vertrauen gegeben hatte und er wollte diese Erfahrung mit den blinden tibetischen Kindern teilen.“ Die Produktion engagierte die Regisseurin Lucy Walker, die persönlich durch ihre Sehschwäche eine Affinität zu dem Thema entwickelte. „Blinden Menschen in Tibet fehlt es an sämtlichen Mitteln, an Unterstützung, Verständnis, medizinischer Versorgung und Zukunftsaussichten. Sogar an der Blinden-Schule konnte man kaum glauben, dass Erik so eine große Herausforderung gemeistert hatte“, sagt Lucy Walker. „Sabriye selbst wusste, dass blinde Menschen alles tun können, wenn sie sich auf ihr Vorhaben konzentrieren. Und mit Erik als bestem Beispiel konnte sie dieses ihren Schülern bewusst machen. So entschloss sich der Extremsportler, die Einladung zu einem Besuch des Zentrums in Lhasa anzunehmen. Aus diesem Zusammentreffen entwickelte sich die Idee zu diesem Bergsteiger-Experiment im Film.“